Foto: Dirk Jericho

Kreative Köpfe mit besten Aussichten

Wedding. "Christiania" nennt sich das neue Innovationszentrum im früheren Bewag-Abspannwerk an der Osloer Straße. Hier sind kreative Köpfe wie die Designer Blasius Osko und Oliver Deichmann zu Hause, die von günstigen Mietpreisen und einem Netzwerk vor der Haustür profitieren. Mehr über das neue Leben im alten Haus lesen Sie auf Seite 2.


Die Kreativen laden ein
An der Osloer Straße eröffnet das neue Innovationszentrum "Christiania"

Wedding. Im früheren Bewag-Abspannwerk an der Osloer Straße brennt wieder Licht. Designer, Fotografen, Musiker oder Schauspieler bringen kreative Energie in den markanten gotischen Turmbau aus dunkelroten Klinkern. Wenn Blasius Osko vor seinem Apple sitzt und an neuen Designstudien feilt, liegt ihm der halbe Wedding zu Füßen. Unten pulsiert das Leben auf der Kreuzung Osloer Straße. Der 29jährige Designer lehnt sich zurück und blickt durch die bodentiefen Fenster auf die Prinzenallee. "Wedding ist cool, hier ist das echte Berlin", sagt Osko. "Solch ein Loft, davon träumt man doch", fügt Geschäftspartner Oliver Deichmann (29) hinzu.


Die ersten Wunschforscher

Die beiden waren mit ihrer Firma "Wunschforscher" mit die ersten, die im Mai einen Mietvertrag im neuen Innovationszentrum "Christiania" unterschrieben haben. In den hohen Räumen des Bewag-Towers, in denen bis 1977 riesige Transformatoren brummten, arbeiten jetzt Fotografen, Designer, Videokünstler oder Mitarbeiter von Verlagen. "Creative industries" will Holger Rasche in der schicken Denkmalimmobilie ansiedeln. Das seit acht Jahren leerstehende Klinkergebäude soll "Weddings Flaggschiff für Kreative" werden.

Im Auftrag der L.I.S.T GmbH, die auch das Quartiersmanagement hier im Soldiner Kiez leitet, hat Rasche das Nutzungskonzept entwickelt, mit der Bewag verhandelt und Geld organisiert. Das von der EU geförderte Projekt läuft vorerst bis Ende 2006. Die Bewag vermietet das Gebäude zu traumhaften Preisen. Im ersten Jahr müssen die Kreativen nur einen Alles-inklusive-Preis von 3,50 Euro pro Quadratmeter, später 2,5 Euro plus Betriebskosten zahlen. Eine Zukunftsvariante ist, daß die Mieter wie beim Gründerzentrum Weiberwirtschaft in Mitte eine Genossenschaft gründen und der Bewag das Haus abkaufen.

Bis jetzt sind 85 Prozent der schicken Ateliers vermietet. Ein 150 Quadratmeter großes Loft im 4. Turm-Geschoß ist noch frei. Anfangs hat Holger Rasche nach potentiellen Mietern im Internet gefahndet und die Firmen angerufen. "Durch Mund-zu-Mund-Propaganda haben immer mehr davon erfahren", sagt der "Christiania"-Manager. Die jungen Firmen sollten aus Wedding kommen. Auch der Netzwerkgedanke habe bei den Auswahlgesprächen eine Rolle gespielt, so Rasche. "Wir können hier Produkte aus einer Hand anbieten", freut sich Designer Deichmann auf Synergien im Kreativhaus. Wenn er zum Bespiel für Veranstaltungen Möbel entwerfe, könnten die "Christiania"-Kollegen Fotos machen oder sich um die Lichteffekte kümmern.

Am 18. Juni feiert das Innovationszentrum ab 15 Uhr seine Eröffnung. Im Hof spielt das Prime Time Theater, das schon vor einem Jahr ins Bewag-Haus gezogen ist, Szenen aus der Erfolgssitcom "Gutes Wedding, schlechtes Wedding" und das erste Weddinger Mäuserennen mit funkferngesteuerten High-Tech-Mäusen.
DJ